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6.2 RadiosityDieses Verfahren gehört zu den globalen Beleuchtungsmodellen und betrachtet die Ausbreitung des Lichts unter Beachtung des Energiegleichgewichts in einem geschlossenen System. Dieses Verfahren beruht auf den Hauptsätzen der Thermodynamik. Der erste Hauptsatz ist der von Robert Meyer formulierte Energieerhaltungssatz : Die Energiesumme in einem abgeschlossenen System, dem also weder Energie zugeführt noch entzogen wird, ist konstant. Dies
ist der wichtigste Grundlage für das Strahlungs- oder Radiosity-Verfahrens.
Der zweite Hauptsatz besagt, dass alle Naturvorgänge so verlaufen,
dass die gesamte Entropie aller beteiligten Körper zunimmt. Als Schlussfolgerung
für ein geschlossenes System gilt, dass in diesem die Energie niemals
abnimmt.
Die von einer Fläche abgestrahlte Energie setzt sich aus der eigenen Energie (falls es sich um eine Lichtquelle handelt) und der gewichteten Summe aller auf dieser Fläche auftreffenden Energien von anderen Flächen zusammen. Die Gewichtung ist abhängig von der Geometrie der Szene, also von der Lage der einzelnen Flächen und der Ausrichtung zueinander. Als Formel sieht das folgendermaßen aus : Die Tabelle 1 erläutert die für das Radiosity-Verfahren benutzte Notation.
Tabelle 1 Dies sind N Gleichungen für N unbekannte Größen, nämlich die B1 bis BN. Also handelt es sich um ein lineares Gleichungssystem der Form wobei
Die Parameter sind wellenlängenabhängig, so dass dieses Gleichungssystem für die einzelnen Primärfarben (üblicherweise rot, grün und blau) gelöst werden muss. Die
Berechnungen beim Radiostiy-Verfahren sind recht umfangreich, doch bietet
dieses Verfahren einige Vorteile. So ist die Lösung blickpunktunabhängig,
was sich z.B. für Kameraanimationen anbietet. Erst wenn sich die
Geometrie, die Lichtquellen oder die Reflexionseigenschaften von Objekten
ändern, muss ein neues Gleichungssystem gelöst werden. 6.2.1 Berechnung der FormfaktorenDie Berechnung der Formfaktoren ist beim Radiosity-Verfahren der bei weitem aufwendigste Teil. Beschreibt man die Formfaktoren für endliche Flächen i und j in einer Umgebung in der sich die Objekte gegenseitig nicht verdecken, so gilt : Die Bedeutung der einzelnen Größen können in der Abbildung 1 entnommen werden. Ai bzw. Aj bezeichnen die Flächen, r den Abstand der Flächen zueinander, Φi bzw. Φj den Winkel zwischen der Flächennormale und dem Richtungsvektor zur anderen Fläche. Wird die Forderung nach sich nicht verdeckenden Objekten aufgehoben, und sind Teile der Fläche Fj aus der Sicht von Fi verdeckt, muss die Gleichung zu mit der "Blockierungsfunktion" hij erweitert werden. Die exakte Berechnung dieses Integrals stellt sich als ziemlich schwierig heraus. Als alternative Berechnungsmethode kann man das Nusselt-Analogon verwenden, das in Abbildung 2 beschrieben ist. Es
besagt, dass der Formfaktor Fij dem Anteil der projizierten
Fläche Aj an der Grundfläche einer Einheitshalbkugel
um einen Punkt auf Ai entspricht. Dabei wird Aj
zuerst auf die Oberfläche der Halbkugel und anschließend
orthogonal auf die Fläche Ai projiziert. Mit einem Halbwürfel werden also die Formfaktoren für alle Flächen j und ein festes i bestimmt. Zur Berechnung aller Formfaktoren muss die Szene jeweils auf dem Halbwürfel über jede der N Flächen dargestellt werden (Abbildung 4). Eine Implementation wird durch ein paar hilfreiche Beziehungen vereinfacht. So ist die Beziehung zwischen den Flächen symmetrisch, wodurch folgendes gilt. Die Formfaktoren wie Fii verschwinden, wenn wir von planaren Flächen ausgehen. Aufgrund der Definition der Formfaktoren und aufgrund der Energieerhaltung ist die Summe aller Formfaktoren einer Fläche gleich 1. 6.2.2 Lösung des GleichungssystemsNach der Formfaktorberechnung muss das Gleichungssystem A*B=E nach B aufgelöst werden. Eine Möglichkeit ist die Lösung des Gleichungssystems durch Invertierung der Matrix A. Multipliziert man die Gleichung mit A-1, so erhält man die Lösung:
Das
Problem bei dieser Lösung liegt in der Platz- und Zeitkomplexität,
die bei N2 Platzeinheiten und bei N3
Zeiteinheiten liegt. Schon Szenen mittlerer Komplexität haben mehrere
tausend Flächen. 6.2.3 Zusammenfassung der einzelnen SchritteZur besseren Übersicht werden die einzelnen Schritte des Radiosity-Verfahrens in einem Diagramm zusammengefasst (siehe Abbildung 5). Es ist ersichtlich, dass für eine Änderung des Abbildungsparameters (wie z.B. der Blickpunkt) die zeitaufwendige Berechung der Formfaktoren sowie die Lösung des Gleichungssystems entfallen können. Das Gleichungssystem muss dann erneut berechnet werden, wenn sich Farb- oder Beleuchtungsparameter (wie. z.B. die Intensität einer Lichtquelle) ändern. Verändern Objekte ihre Position, oder werden neue hinzugefügt, müssen auch die Formfaktoren erneut berechnet werden. |
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